Ernährungssicherheit und sozialer Zusammenhalt in den Slumvierteln Limas

07.12.2023

In den Armenvierteln des Großraums Lima fehlt es an Infrastruktur. Die Lebensbedingungen sind nicht einfach. Doch gemeinschaftlich können die Bewohner*innen ihre missliche Lebenssituation verbessern. Dort, wo keine Aussicht auf staatliche Hilfe besteht, stärkt unser Partner Alma Capac zusammen mit Betreiber*innen von Gemeindeküchen den sozialen Zusammenhalt und die Ernährungssicherheit.

Im Jahr 1999 gründete Ricardo Herrera die Organisation Alma Capac. Seine Vision für die Arbeit der gemeinnützigen Organisation: grundlegende Infrastruktur in den Armenvierteln aufbauen, den sozialen Zusammenhalt fördern und darüber die Lebensbedingungen verbessern. Ricardo Herrera weiß, wie schwer der soziale Aufstieg in einem Land wie Peru ist. Er selbst stammt aus einer großen, mittellosen Familie und schloss mit viel Hingabe und Fleiß ein Architekturstudium ab. Dementsprechend folgt die Arbeit von Alma Capac dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe. Teilnehmende organisieren sich in Genossenschaften und erlernen das Maurerhandwerk, während Alma Capac die Baumaßnahmen anleitet und finanziert. Dank dieser Arbeit entstanden im Großraum Lima bereits zahlreiche sanitäre Anlagen, Gemeindezentren und Gemeindeküchen sowie Kindergärten. 

Mehr zu Alma Capac

Die gemeinnützige Organisation Alma Capac arbeitet in den Slums von Lima in Peru. Ihr Vorgehen: Menschen kommen zusammen und errichten oder erneuern, angeleitet von Alma Capac, grundlegende Infrastruktur. Die Organisation hat sich auf den Aufbau von Gemeindeküchen spezialisiert. Teilnehmende gründen eine Genossenschaft und arbeiten beim Bau mit. Sie lernen das Planieren, Mauern, Verlegen von Strom- oder Wasserleitungen. Ziel ist ein flächendeckendes Netzwerk aus Gemeindeküchen. Denn gute Ernährung, aktionsorientierte Ausbildung und gemeinschaftliches Wirtschaften sind tragfähige Zukunftsimpulse.

Alma Capac wurde 1999 von Ricardo Herrera in Carabayllo gegründet; sie wird bis heute von ihm geleitet. Ziel ist, mittellosen Menschen dabei zu helfen, ihre Grundversorgung in die eigenen Hände nehmen zu können. Ricardo Herrera entstammt einer neunköpfigen, mittellosen Familie und schaffte es mit unglaublichem Einsatz, sich fortzubilden und nach und nach ein Studium als Architekt erfolgreich zu absolvieren. Bis jetzt hat er rund 20 genossenschaftlich organisierte Gemeindeküchen in ebenso vielen Slumvierteln fertigstellen können, alle aus Spenden finanziert.

In dieser Hütte startete die Gemeindeküche
Doña Justa und das Team der Gemeindeküche Las Lomas
Alma-Capac-Gründer Ricardo Herrera besucht die Frauen der Gemeindeküche Las Lomas

Die Gemeindeküche Las Lomas im Armenviertel Cerro Candela

Das Armenviertel Cerro Candela liegt in Cañete, einem Distrikt im Süden Limas. Die Lebensbedingungen sind schwierig. Hier leben zwei von drei Menschen in extremer Armut, das heißt, sie müssen mit weniger als zwei Euro pro Tag auskommen. Die Menschen verließen die ländlichen Regionen und besetzten dieses Gebiet. Sie haben nur sehr eingeschränkten Zugang zu Wasser, die Stromversorgung sowie das Straßennetz sind unzureichend, die städtische Abfallentsorgung spart dieses Viertel aus. Erschwerend kommt die anhaltende politische und wirtschaftliche Krise hinzu, die zu hohen Preissteigerungen führt. Davon betroffen sind vor allem die ärmeren Menschen. Sie können sich die Lebensmittel kaum noch leisten, viele von ihnen leiden unter Mangelernährung.

Doña Justa Arteaga Soriano (60), Mutter von vier und Großmutter von sechs Kindern, betreibt in Cerro Candela zusammen mit einem 15-köpfigen Team die Gemeindeküche Las Lomas. Ihre Arbeit beschreibt sie mit Stolz als eine "Verpflichtung gegenüber ihren Mitmenschen". Die Idee dahinter: Das gemeinschaftliche Kochen ist wesentlich billiger, als wenn jede Familie eigenständig kocht. Bis zu 70 Kinder, Jugendliche und Senioren können hier für fünf Soles (ca. 1,20 Euro) eine warme, ausgewogene Mahlzeit bekommen. Zwölf als "besondere Sozialfälle" eingestufte Personen, darunter geistig und körperlich Behinderte und ältere Menschen, erhalten ihre Mahlzeiten kostenlos.

Doña Justa begann als Küchenhilfe in der Gemeindeküche zu arbeiten. 2015 übernahm sie die Arbeit als Vorsitzende. Sie und ihre Mitstreiter*innen bereiten die Mahlzeiten in einer einfachen Hütte zu. Die Ausstattung beschränkt sich auf das Nötigste. Trotzdem wurde die Gemeindeküche Las Lomas in der Vergangenheit ausgeraubt. Die Dieb*innen stahlen Töpfe und andere Kochutensilien sowie die Gaskanister. Davon ließen sich Doña Justa und ihre Helfer*innen jedoch nicht entmutigen. Beharrlich gingen sie von Tür zu Tür und baten um finanzielle Unterstützung, um die Gemeindeküche damit neu ausstatten und weiterarbeiten zu können – lange vergeblich. Als Doña Justa schließlich von Alma Capac hörte, zögerte sie nicht und kontaktierte Ricardo Herrera. Von dem Engagement und der persönlichen Geschichte der Frau beeindruckt, sagte Alma Capac die langersehnte Unterstützung für den Bau einer soliden Küche zu. In einem zweiten Schritt soll die Küche mit einer Gemeindebäckerei verbunden werden, um Einkommen zu erwirtschaften.

Doch zunächst regte Ricardo Herrera die Mitglieder der Gemeindeküche an, sich zu einer Genossenschaft mit klaren Regeln und Verantwortlichkeiten zusammenzuschließen. Zusätzlich schlug er vor, nächtliche Wachen zu organisieren, um Baumaterialien und Werkzeuge vor Diebstahl zu schützen.

Gemeindeküche mit angeschlossener Bäckerei

Geplant ist der Bau eines zweistöckigen Hauses: Die Küche mit Essbereich soll im Erdgeschoss untergebracht werden und eine Bäckerei im ersten Stock. Für den ersten Bauabschnitt im Erdgeschoss haben wir bereits eine Großspende erhalten. Als nächstes werden Innenausbau und Ausstattung der Gemeindeküche in einer zweiten Bauphase realisiert. In einer finalen Bauphase, die perspektivisch nach Fertigstellung der Gemeindeküche erfolgt, wird eine Gemeindebäckerei im zweiten Stock entstehen.

Alma Capac bietet neben Seminaren zu Ernährung, Familienentwicklung, sozialem Zusammenhalt sowie Führungskompetenz auch Workshops rund um das Bäckerei- und Konditoreihandwerk an. Wenn das Bauvorhaben abgeschlossen ist und entsprechende Räume zur Verfügung stehen, soll ein Zyklus von insgesamt 21 Lerneinheiten umgesetzt werden. So erwächst mit dem Bäckerei- und Konditoreihandwerk ein neuer Ausbildungszweig für die Menschen in Cerro Candela. Der Verkauf generiert Einkommen, dieses fließt zurück in die Gemeindeküche. Für Doña Justa ist klar: Sie und ihre Mitstreiter*innen werden alles daransetzen, die Gemeindeküche und -bäckerei Wirklichkeit werden zu lassen.

Für die Fertigstellung der Gemeindeküche fehlen noch 13.750 Euro, für die Seminare 1.450 Euro, rund 290 Euro pro Einheit. Was die letzte Projektphase betrifft, so fehlen 54.650 Euro für den Bau und Ausstattung der Gemeindebäckerei. Für die Workshops wiederum 24.750 Euro, circa 1.550 Euro pro Modul.

Das Viertel Cerro Candela verfügt kaum über städtische Infrastruktur

Spendenzweck

Peru: Gemeindeküche F324P