Green Light für Kleinbäuer*innenkooperativen

 

2016 startete die erste Phase der Green Light Revolution in Uganda. Mittlerweile arbeiten fünf unserer landwirtschaftlichen Partnerorganisationen mit 4.850 Kleinbäuer*innen zusammen, u.a. mit Trainings in organischem Landbau, Tierzucht und -haltung, Wertschöpfung und Vermarktung. Davon sind 3.000 Kleinbäuerinnen schon in erfahrenen Gruppen organisiert, gut ausgebildet und ernährungssicher. Ihr nächster Schritt: die Gründung von Kooperativen zur gemeinschaftlichen Vermarktung.

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Im Green Light Forum Uganda (GLFU) organisieren sich 13 erfahrene Partnerorganisationen der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung. Zu den langfristig kooperierenden Mitgliedern zählen fünf Organisationen für organischen Landbau sowie sieben ländliche Grundschulen. Bei gemeinsamen Tagungen und Schulungen erweitern die Partner ihre Kompetenzen und schulen bzw. beraten sich gegenseitig zu Themen wie Administration, Projektabwicklung oder angepassten und verbesserten Technologien. Gemeinsam setzen die Partner großangelegte Vorhaben zur Förderung der nachhaltigen organischen Landwirtschaft, Wiederaufforstung, Schutz der Umwelt und Erhalt der Biodiversität um. Die Projekte verbessern langfristig die Lebensgrundlagen von Kleinbauernfamilien und schaffen Widerstandskraft gegen den fortschreitenden Klimawandel.

Das Dorf Mowoloba, Mary Tulyanabos Heimat, liegt an den Ufern des Victoriasees

Mary Tulyanabo ist Mutter von sieben Kindern. Seit vielen Jahren baute sie Maniok auf ihren kleinen Feldern an. Die frischen Wurzeln verkaufte sie in der Nachbarschaft und an Zwischenhändler für rund 0,06 bis 0,07 Euro pro Kilo. Damit erwirtschaftete sie ein Durchschnittseinkommen von 20 Euro im Monat – zu wenig für Schulgeld und andere notwendige Ausgaben wie medizinische Versorgung. In den vergangenen vier Jahren konnte sie – genau wie alle anderen ihrer Gruppe - den Ertrag ihrer Felder steigern. Doch durch das höhere Angebot fallen die Preise zur Erntezeit.

Von YARD, der Ausbildungsorganisation aus dem Green Light Forum, lernte sie, die geernteten Wurzeln für den frischen Verkauf richtig zu säubern und zu lagern und schließlich auch, die Wurzeln mit einfachen Solartrocknern hygienisch zu trocknen. Denn die getrockneten Maniokchips lassen sich besser lagern, sind sehr gefragt und bringen einen besseren Preis. Durch gemeinschaftliche Vermarktung ihrer großen Erntemengen konnte die Gruppe gute Preise erzielen und gemeinsam in ihrem Spar- und Leihzirkel für eine Reinvestition sparen.

Mit einem kleinen Zusatzkredit von YARD gelang es ihnen schließlich, 2017 eine eigene Mühle anzuschaffen. Sie steht auf Land, das die Gruppe gemeinsam gepachtet hat. Im Ort verfügen sie über ein gemeinsames Lager, in dem sie die getrockneten Chips sowie das Maniokmehl lagern können, um dann gemeinsam zu verkaufen, wenn die Preise gut sind. Der Spar- und Leihzirkel hilft den Kleinbäuer*innen der Gruppe, die Zeiten zu überbrücken, in denen sie die Ernte trocknen und weiterverarbeiten – ohne diese Unterstützung wären sie gezwungen, ihre frischen Feldfrüchte gleich zu verkaufen. Über die Erntemenge jedes Gruppenmitglieds wird genau Buch geführt. Ein Anteil der Gewinne verbleibt beim Managementkomitee der Mühle zur Deckung der laufenden Kosten wie Pacht und Treibstoff für den Generator sowie für etwaige Reparaturen.

Über die gemeinschaftliche Vermarktung verkauft Mary Tulyanabo rund drei Tonnen Maniokmehl jährlich. Pro Kilo bringt das Mehl rund 0,30 Euro – ein vielfaches der Summe, die sie für die rohe Wurzel bekommen würde. Rund 75 Euro verdient sie so monatlich. "Heute kann ich als Bäuerin meine Kinder auf eine gute Schule schicken – mein Ältester ist gerade an der Universität angenommen worden. Das konnten wir nur durch die gemeinsame Vermarktung erreichen", erklärt sie stolz.

Kooperativen für regionalen und nationalen Handel

Acht der von YARD begleiteten Baäuer*innengruppen aus der Region bauen – neben Gemüse, Bananen, Bohnen, usw. für den Eigenverbrauch – Mais und Maniok für die Vermarktung an. Sie erwarten eine Ernte von rund acht Tonnen für die Weiterverarbeitung und Vermarktung von Maniok. Die Bäuer*innen ernten und trocknen die Wurzeln, tragen sie dann zusammen und vermarkten Chips und Mehl gemeinsam. Zusätzlich werden Jugendliche und junge Erwachsene in dieser Weiterverarbeitung geschult. Die Wurzel kann vielseitig als Maniokmehl, zu granuliertem gerösteten Maniok (Gari), fermentierten Pasten, Tapioka-Stärke oder zu Getränken (mit Maniokkomponenten) verarbeitet werden. In zwei Regionen in Buikwe formieren sich Wertschöpfungsketten entlang der Maniokproduktion und Verarbeitung, die alle Schritte – von der Setzlingsanzucht bis zum Verkauf der fertigen Maniokprodukte – umfassen.

Um Maniok und die Maniokprodukte auch überregional gut vermarkten zu können, planen die organisierten Kleinbäuer*innen im nächsten Schritt die Gründung einer Kooperative. Eine solche Kleinbäuer*innenkooperative bringt viele Vorteile mit sich: Durch den Zusammenschluss vieler Produzent*innen können sie ein größeres Produktvolumen anbieten und haben eine stärkere Verhandlungsposition gegenüber Handelspartnern.

Die Mitglieder der KufunaKwefaako-Bäuer*innengruppe vor dem Mühlengebäude. Mary Tulyanabo vorne mittig im pinken Kleid
Nahrhaftes Mehl aus Maniokwurzeln

Über den parallelen Aufbau einer Kreditkooperative haben sie die Möglichkeit, Kredite zur Reinvestition auch in größerem Umfang zu erhalten und ihre Produktion so weiter zu professionalisieren und auszubauen. Organisiert in einer Kreditkooperative könnten sie außerdem von Fördermitteln der Regierung profitieren. Vor allem aber bedeuten die basisdemokratisch aufgestellten Strukturen, dass sie selber Teilhaber*innen und Unternehmer*innen sind und die Entwicklung ihres Unternehmens bestimmen.

Alle fünf Landbau-Partnerorganisationen, die im Green Light Forum zusammengeschlossen sind, begleiten Bäuer*innengruppen in diesem beispielhaft beschriebenen Prozess, indem sie Einnahmen- und Ausgabenrechnung und Organisationsmanagement lehren und Rechtsberatung sowie Hilfestellung bei Behördengängen leisten. Gleichzeitig benötigen die Gruppen größere Lagerräume und Platz für die Weiterverarbeitung – dafür sollen fünf Scheunen gebaut werden. Weitere Kosten fallen für Ausstattung und Produktionsmaterial an, sowie für Aufstockungen der Kreditfonds, um das Investitionspotential der Gruppen zu erhöhen.  Haben die beteiligten Bäuer*innen in der ersten Projektphase des Green Light Forums Ernährungssicherheit erreicht, so gelingt mit diesem Schritt der Aufbau lokaler Märkte und die Generierung höherer Einkommen. Diese Grundlagenarbeit schafft lebenswerte, ökonomisch tragfähige ländliche Räume.

Für den Aufbau der Weiterverarbeitung und der Kooperativen sind in den kommenden zwei Jahren insgesamt rund 155.696,00 Euro notwendig. Aufgrund der Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung müssen wir nur 38.924,00 Euro beitragen. Pro beteiligtem*r Kleinbäuer*in macht dies rund acht Euro. Jede Spende wirkt vierfach.

Spendenzweck

Uganda: GLFU-Agro F254