22.02.2024

Schwangere Mädchen und junge Mütter stärken

Das Green Light Forum ist das Bündnis der ugandischen Partnerorganisationen der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung. Hier kooperieren fünf Organisationen für organischen Landbau, sechs Grundschulen und zwei Berufsbildungszentren. Mit einem besonderen Programm reagieren die Partner auf die stark gestiegene Anzahl schwangerer Schülerinnen und junger Mütter.

Rund 15 Millionen Kinder und Jugendliche konnten in Uganda zwischen März 2020 und Januar 2022 nur sehr eingeschränkt zur Schule gehen. Während der weltweit längsten coronabedingten Schließung von Bildungsinstitutionen kam es nicht nur zu großen Lernlücken. Viele Kinder und Jugendliche erfuhren Gewalt oder wurden mit wachsender Armut in ihren Familien konfrontiert. Heute zeigt sich ein massiver Anstieg von Schulabbrecher*innen. Während männliche Schüler vor allem deshalb nicht in die Schule zurückkehren, weil sie mit Gelegenheitsjobs Geld verdienen müssen, um die Familie zu unterstützen, ist der Hauptgrund für das Ausscheiden von Mädchen und jungen Frauen die starke Zunahme von frühen Schwangerschaften. Dem ugandischen Bildungsministerium zufolge ist die Anzahl von Teenager*innen-Schwangerschaften während der Pandemie um etwa 30 Prozent gestiegen.

Auch Sarah Vivian, Auszubildende am Berufsbildungszentrum unserer Partnerorganisation YARD, ist während der Pandemie schwanger geworden. Sie verließ die weiterführende Schule in der 9. Klasse. "Während der Pandemie hat mein Vater seine Arbeit verloren, die das einzige Einkommen unserer Familie erbrachte. Ein junger Mann versorgte mich gelegentlich mit Schulmaterial, Hygieneartikeln und Kleidung. Die Schulgebühren wurden ebenfalls zu einer großen Belastung. Ich wurde schwanger und schied endgültig aus der Schule aus. Der Vater meines Kindes hat ebenfalls die Schule abgebrochen und kann sich nicht um uns kümmern. Deshalb lebe ich weiterhin bei meinem Vater. Aber es ist eine große Herausforderung für mich, mein Kind zu versorgen.", so Sarah Vivian.

Die Schwestern Rose und Margaret Joy, ebenfalls Auszubildende bei YARD, verließen ihr Elternhaus aufgrund von häuslicher Gewalt. Margaret Joy berichtet: "Ich ließ mich auf einen Mann ein, der mir dabei half, meinem Elternhaus den Rücken zu kehren. Ich wurde schwanger und 2021 wurde meine Tochter geboren. Es war schwierig für mich, sie zu versorgen, weil ich arbeitslos war. Statt von meinem Partner abhängig zu sein, wollte ich etwas lernen."

Die betroffenen Schülerinnen haben meist keine Möglichkeit, ihre Ausbildung fortzusetzen. Gleichzeitig fehlt ihnen jede Grundlage, für ein eigenes Einkommen, um ihre Kinder angemessen versorgen zu können. Zudem sind die jungen Mütter in ihren Gemeinden Stigmatisierung ausgesetzt. Ohne Unterstützung haben sie kaum eine Chance, sich eine eigene Lebensgrundlage zu schaffen.

Mehr zu GLFU

Im Green Light Forum Uganda (GLFU) organisieren sich 13 erfahrene Partnerorganisationen der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung. Zu den langfristig kooperierenden Mitgliedern zählen fünf Organisationen für organischen Landbau sowie sieben ländliche Grundschulen. Bei gemeinsamen Tagungen und Schulungen erweitern die Partner ihre Kompetenzen und schulen bzw. beraten sich gegenseitig zu Themen wie Administration, Projektabwicklung oder angepassten und verbesserten Technologien. Gemeinsam setzen die Partner großangelegte Vorhaben zur Förderung der nachhaltigen organischen Landwirtschaft, Wiederaufforstung, Schutz der Umwelt und Erhalt der Biodiversität um. Die Projekte verbessern langfristig die Lebensgrundlagen von Kleinbauernfamilien und schaffen Widerstandskraft gegen den fortschreitenden Klimawandel.

Sarah Vivian, Auszubildende am Berufsbildungszentrum YARD, mit ihrem kleinen Sohn

Besondere Angebote für besondere Umstände

Sarah Vivian hatte Glück: "Ein Onkel, der in Buikwe lebt, berichtete mir vom Programm des YARD-Ausbildungszentrums für junge Mütter. Ich habe um Unterstützung gebeten und konnte mich glücklicherweise für eine Schneider-Ausbildung einschreiben."

18 junge Frauen des Berufsbildungszentrums sind aktuell schwanger oder während der vergangenen zwei Jahre Mütter geworden. Damit die jungen Frauen ihre Ausbildung abschließen können, hat das Berufsbildungszentrum St. Luke der Partnerorganisation YARD ein Stipendienprogramm mit integrierter Kinderbetreuung aufgebaut.

Der Kinderhort bietet jungen Müttern die Gelegenheit in den Pausen nach ihren Kindern zu sehen, sie zu füttern oder mit ihnen zu spielen

Die Mitarbeiter*innen von YARD richteten zwei Betreuungsräume mit Betten, Spielzeug sowie einer Essecke kindgerecht her. Die für zunächst zwölf Monate eingestellte Betreuerin bereitet mit den angeschafften Küchenutensilien Nahrung für die älteren Säuglinge und Kleinkinder zu. Spezielle Sanitäranlagen für die jungen Gäste des Berufsbildungszentrums befinden sich im Bau.

Während sich die Betreuerin um den Nachwuchs kümmert, können die jungen Mütter sich auf den Unterricht konzentrieren. In den Pausen haben die Auszubildenden Zeit, ihre Kinder zu stillen und zu versorgen. Gleichzeitig arbeitet das Berufsbildungszentrum mit Sozialarbeiter*innen zusammen, um die jungen Frauen und die übrigen Schüler*innen zu sexueller und reproduktiver Gesundheit zu schulen. Mit Sensibilisierungsmaßnahmen in den umliegenden Gemeinden wirken die Mitarbeiter*innen von YARD zudem der Stigmatisierung und Ausgrenzung der jungen Frauen entgegen.

Sarah Vivian sieht ihre Chance. "Ich bin so glücklich, dass sich jemand um mein Baby kümmert, während ich lerne. Auch die anderen Auszubildenden unterstützen mich sehr. Während der Pausen zeigen sie meinem Kind Zuneigung und sie lachen nie über mich. Es macht mich wirklich froh, dass sich niemand über mich lustig macht." Auch Rose schaut zuversichtlich in die Zukunft: "Ich hatte die Hoffnung aufgegeben, in die Schule zurückzukehren, weil Leute in meiner Gemeinde gesagt haben, dass die Karriere eines Mädchens endet, sobald sie schwanger wird. Aber heute trage ich mein Kind zur Schule und die Leute bemitleiden mich nicht mehr."

Derzeit werden zehn Babys und Kleinkinder regelmäßig in der Kinderbetreuung des Berufsbildungszentrums versorgt. Vier weitere Säuglinge, die vor einigen Wochen geboren wurden, sind bereits angemeldet. Der Betreuungsbedarf wird in den kommenden Monaten weiter steigen, denn aktuell sind vier Auszubildende schwanger.

Diese Mädchen erlernen das Friseurhandwerk. Das Berufsbildungszentrum ermöglicht es ihnen , auch während der Schwangerschaft ihre Ausbildung fortzuführen

Als unmittelbare Folge des Lockdowns war das Programm zunächst nur für ein Jahr geplant. Inzwischen zeichnet sich ab, dass es über einen längeren Zeitraum benötigt werden wird. Weitere Schulen und Ausbildungszentren des Green Light Forums in anderen Regionen folgen diesem Beispiel. Pro Einrichtung und Jahr werden rund 3.920 Euro benötigt. Wir freuen uns, wenn Sie dieses Anliegen mit Ihrer Spende unterstützen!

Spendenzweck

Uganda: Teenager-Schwangerschaften F226P