Sprechende Hände oder wieso die Polizei von Cajamarca Gebärdensprache lernt

Dank der Förderung durch die Asociación Holanda entwickelt sich die nordperuanische Stadt Cajamarca zu einem Zentrum für Gehörlose.

Fiorella Aysanoa wuchs zweisprachig auf. Das Sprechen lernte sie von ihrem Vater; in die Gebärdensprache wuchs sie mit ihrer Mutter hinein. Dank der Förderung durch die Asociación Holanda erhielt sie eine gute Schulausbildung und kann inzwischen studieren. Zusätzlich ist sie die Leiterin der siebenköpfigen Gebärden-Dolmetschergruppe der Asociación Holanda. Sie übersetzt selbst auf Hochschulniveau und kümmert sich um die Koordination der Übersetzung und Begleitung für gehörlose Kindergartenkinder und Schüler*innen, die in Cajamarca Regelschulen besuchen. Gegründet wurde die Asociación Holanda von dem Unternehmer*innenehepaar Pim Heijster und Luz Marina mit dem Ziel, Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen zu einem selbstbestimmten Leben zu verhelfen.

Gebärdensprache für alle

Wesentliche Elemente der Arbeit sind der Gebärdenunterricht für Kleinkinder an Vorschulen und die Übersetzung des Unterrichts für hörgeschädigte Kinder und Jugendliche an Grund- und weiterführenden Schulen. Zudem fördert der Verein mittels logopädischer Therapie die Sprachentwicklung von 29 Kindern mit Resthörvermögen.

Inzwischen unterstützt der Verein gehörlose Menschen beim Abschluss eines Universitätsstudiums. Das war, bevor die Asociación Holanda mit ihrer Arbeit begann, undenkbar.

Die meisten Gehörlosen in Peru können dem Zirkel aus mangelnder Bildung und Armut nicht entkommen. Die Förderarbeit der Asociación ist hier eine leuchtende Ausnahme; die Übersetzungstätigkeit hilft den Kindern, ihre Schulkarriere erfolgreich zu durchlaufen. Zusätzlich zur Arbeit der Dolmetscher*innen finanziert die Asociación die Schulung von Kindergärtner*innen, Lehrer*innen und Mitschüler*innen in Gebärdensprache, um so den gehörlosen Kindern und Jugendlichen eine möglichst gute Einbindung in den Alltag von hörenden Menschen zu gewährleisten.

Erfolgreicher Zugang zur Berufstätigkeit

Einige Alumni der Asociación stehen nun im Berufsleben – auch bei der Vermittlung von Jobs werden sie begleitet. Ein Job bringt den Wunsch nach Mobilität mit sich. Der Verkehr der hörenden Menschen ist für Gehörlose mit einem Motorrad gar nicht so einfach zu meistern, was wiederum zu Begegnungen mit cajamarquinischen Ordnungshüter*innen führte. Glücklicherweise zeigten sich sowohl Polizist*innen als auch Staatsanwält*innen lösungsorientiert: Sieben Beamt*innen lernten inzwischen die Gebärdensprache; die Polizei organisierte einen Motorradkurs. Die Gebärdensprache ist präsent in Cajamarca: Gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft bemalte die Asociación Holanda die Wand des städtischen Stadions mit dem Alphabet der Gebärdensprache.

Pim Heijster betont, dass die Integration dann am besten gelingt, wenn schon Kleinkinder systematisch gefördert werden. Die Kinder und Jugendlichen, deren Familien keinen Beitrag leisten können, möchte die Asociación finanziell unterstützen. Eine Therapiestunde kostet ca. zwölf Euro; für Dolmetschstunden sind rund vier Euro erforderlich.

Fiorella Aysanoa im Übersetzungseinsatz
Nun schmückt das Alphabet der Gebärdensprache sogar eine Stadionwand in Cajamarca. Im Vordergrund das Kernteam der Asociación

Spendenzweck

Peru: Integration von Gehörlosen F338P